
Wahre Hautgesundheit ist keine Frage einzelner Produkte, sondern das Ergebnis eines fein abgestimmten Ökosystems, das von innen und außen gepflegt wird.
- Die Basis bildet Ihr einzigartiges Hautmikrobiom, dessen Balance entscheidender ist als jedes einzelne Produkt.
- Innere Faktoren wie Ernährung, Stress und Schlaf (die „Darm-Haut-Achse“) haben einen direkten, wissenschaftlich belegten Einfluss auf Ihr Hautbild.
- Kompromissloser, täglicher Sonnenschutz ist die wirksamste Anti-Aging-Maßnahme und schützt vor umweltbedingten Schäden in Deutschland.
Empfehlung: Betrachten Sie Ihre Haut als ein komplexes Organ und setzen Sie auf eine integrierte Strategie aus individueller Pflege, bewusstem Lebensstil und intelligentem Schutz, anstatt kurzlebigen Trends zu folgen.
In meiner Praxis begegne ich täglich Frauen, die einen ganzen Schrank voller teurer Cremes, Seren und Lotionen besitzen und dennoch mit ihrer Haut unzufrieden sind. Die Frustration ist groß: Ein Produkt, das bei der Freundin wahre Wunder wirkt, führt bei ihnen zu Irritationen, Trockenheit oder neuen Unreinheiten. Der deutsche Markt, mit seinem schier endlosen Angebot in Drogerien, Apotheken und Parfümerien, verstärkt diese Verwirrung nur noch. Es werden ständig neue „Wunderwirkstoffe“ und komplizierte 10-Schritte-Routinen propagiert, die oft mehr schaden als nutzen.
Die gängige Reaktion ist, nach dem nächsten, noch besseren Produkt zu suchen. Doch was wäre, wenn das Problem nicht im Fehlen des richtigen Produkts liegt, sondern in der Herangehensweise selbst? Was, wenn wir aufhören würden, unsere Haut als eine Oberfläche zu betrachten, die repariert werden muss, und sie stattdessen als das anerkennen, was sie ist: ein komplexes, lebendiges Ökosystem, das eng mit unserem gesamten Organismus verbunden ist? Die Wahrheit ist, dass eine fundamental gesunde und strahlende Haut nicht allein aus einem Tiegel kommen kann.
Dieser Artikel bricht mit dem produktzentrierten Ansatz. Als Dermatologin mit einem integrativen Ansatz führe ich Sie durch die drei Säulen des „Haut-Gesundheits-Dreiecks“. Wir werden die wissenschaftlichen Grundlagen entschlüsseln, die zeigen, warum eine individualisierte Pflege, ein gesunder Lebensstil und ein intelligenter Schutz vor Umwelteinflüssen untrennbar miteinander verbunden sind. Sie werden lernen, die Signale Ihrer Haut richtig zu deuten und eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, die auf langfristige Gesundheit statt auf kurzfristige Effekte abzielt. Es ist Zeit, die Kontrolle zurückzugewinnen und die Basis für eine Haut zu schaffen, die nicht nur schön aussieht, sondern von Grund auf gesund ist.
Um diese komplexe Thematik strukturiert zu beleuchten, führt Sie der folgende Leitfaden durch die entscheidenden Aspekte der ganzheitlichen Hautgesundheit. Jede Sektion baut auf der vorherigen auf, um Ihnen ein umfassendes Verständnis zu vermitteln.
Sommaire: Die Säulen des Haut-Gesundheits-Dreiecks für eine vitale Haut
- Warum Ihre Freundin die Creme verträgt und Sie nicht: Die Bedeutung der individuellen Bedürfnisse Ihrer Haut
- Ihre Haut lügt nicht: Wie Ernährung, Stress und Schlaf Ihr Gesicht zeichnen
- Die unantastbaren Drei: Reinigung, Feuchtigkeit, Sonnenschutz – das Fundament jeder gesunden Haut
- Gesicht ist nicht gleich Körper: Warum Ihre Bodylotion nichts im Gesicht zu suchen hat (und umgekehrt)
- Die beste Anti-Aging-Creme der Welt: Warum täglicher Sonnenschutz jede Luxuscreme schlägt
- Die Wahrheit über „unreine“ Haut: Warum es keine Frage der Hygiene ist und was wirklich hilft
- „Heute scheint die Sonne nicht“: Warum dieser Gedanke der größte Fehler für Ihre Hautalterung ist
- Sonnenschutz als Fundament: Wie Sie das richtige Produkt für den Alltag in Deutschland finden und es zur Gewohnheit machen
Warum Ihre Freundin die Creme verträgt und Sie nicht: Die Bedeutung der individuellen Bedürfnisse Ihrer Haut
Die häufigste Frage, die mir gestellt wird, lautet: „Können Sie mir eine gute Creme empfehlen?“ Meine Antwort ist stets dieselbe: Es gibt keine universell „gute“ Creme, nur eine, die für Ihr individuelles Haut-Ökosystem passend ist. Der Grund, warum eine Pflege bei einer Person funktioniert und bei einer anderen nicht, liegt in der Einzigartigkeit unserer Hautbarriere und insbesondere unseres Hautmikrobioms. Ihre Haut ist kein steriles Organ, sondern ein lebendiger Lebensraum. Aktuelle Forschungen zeigen, dass bis zu 1 Million Mikroorganismen pro Quadratzentimeter Hautoberfläche leben.
Dieses komplexe Zusammenspiel von Bakterien, Viren und Pilzen ist so individuell wie Ihr Fingerabdruck. Ein gesundes Mikrobiom mit einer hohen Mikrobiom-Diversität schützt die Haut vor pathogenen Keimen, unterstützt die Immunabwehr und trägt zur Aufrechterhaltung einer intakten Hautbarriere bei. Wird dieses empfindliche Gleichgewicht durch aggressive Reinigung, unpassende Produkte oder äußere Faktoren gestört, können Probleme wie Trockenheit, Empfindlichkeit, Rötungen oder Akne die Folge sein.
Anstatt also blindlings Empfehlungen zu folgen, besteht der erste Schritt zu gesunder Haut darin, zum Detektiv für die eigene Haut zu werden. Beobachten Sie genau: Wann fühlt sich Ihre Haut gespannt an? Nach welchen Mahlzeiten treten Rötungen auf? Wie reagiert sie auf Heizungsluft im Winter oder auf die kalkhaltige Wasserqualität in vielen deutschen Städten? Diese Selbstbeobachtung ist der Schlüssel, um die wahren Bedürfnisse Ihres einzigartigen Haut-Ökosystems zu verstehen und eine Pflegeroutine zu etablieren, die Ihre Haut unterstützt, anstatt sie zu bekämpfen.
Ihre Haut lügt nicht: Wie Ernährung, Stress und Schlaf Ihr Gesicht zeichnen
Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihre Haut nach einer stressigen Woche fahl aussieht oder nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel mit Unreinheiten reagiert? Das ist kein Zufall. Ihre Haut ist ein Spiegelbild Ihrer inneren Gesundheit und reagiert sensibel auf Lebensstilfaktoren. Das Konzept der Darm-Haut-Achse ist hierbei von zentraler Bedeutung. Es beschreibt die wissenschaftlich belegte wechselseitige Kommunikation zwischen unserem Darmmikrobiom und der Haut. Ein Ungleichgewicht im Darm (Dysbiose) kann systemische Entzündungen fördern, die sich direkt auf der Haut manifestieren.
Eine gezielte Ernährung kann hier einen erheblichen Unterschied machen. Eine Studie des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung belegt, dass ballaststoffreiche Lebensmittel wie Paprika, Kohl und Vollkornprodukte das Hautmikrobiom positiv beeinflussen. Insbesondere traditionelle deutsche Lebensmittel wie Roggenbrot können die Hautgesundheit fördern, vorausgesetzt, es handelt sich um eine hochwertige Vollkornvariante. Im Gegensatz dazu können hochverarbeitete Lebensmittel und ein Übermaß an Zucker chronische Mikro-Entzündungen im Körper fördern, ein Prozess, der als „Inflamm-aging“ bekannt ist und die Hautalterung beschleunigt.

Neben der Ernährung ist chronischer Stress ein weiterer Hauptfeind gesunder Haut. Unter Stress schüttet der Körper vermehrt das Hormon Cortisol aus. Dies kann die Talgproduktion anregen, die Hautbarriere schwächen und den Kollagenabbau beschleunigen. Auch Schlafmangel hinterlässt Spuren: Während der Nacht finden wichtige Regenerations- und Reparaturprozesse statt. Fehlt diese Erholungsphase, wirkt die Haut schnell müde, fahl und ist anfälliger für äußere Reizfaktoren. Eine ganzheitliche Hautpflegestrategie muss daher immer auch eine bewusste Steuerung dieser inneren Faktoren beinhalten.
Die unantastbaren Drei: Reinigung, Feuchtigkeit, Sonnenschutz – das Fundament jeder gesunden Haut
Man kann gar keine pauschalen Produkt-Empfehlungen geben – man muss jede Haut individuell und am besten den ganzen Menschen betrachten und beraten.
– Dr. Adler, Apotheken Umschau Interview
Trotz aller Individualität gibt es eine universelle Basis, auf der jede gesunde Hautpflegeroutine aufbaut. Dieses Fundament besteht aus drei unantastbaren Säulen: eine sanfte, pH-neutrale Reinigung, eine auf den Hauttyp abgestimmte Feuchtigkeitspflege und – am allerwichtigsten – täglicher Breitbandspektrum-Sonnenschutz. Diese drei Schritte sind nicht verhandelbar und bilden die Grundlage, bevor überhaupt an spezielle Wirkstoffe wie Retinol oder Vitamin C gedacht werden sollte.
1. Reinigung: Das Ziel ist, Schmutz, überschüssigen Talg und Make-up zu entfernen, ohne die Hautbarriere anzugreifen oder das Mikrobiom zu dezimieren. Aggressive, schäumende Reinigungsmittel mit hohem pH-Wert sind oft der erste Schritt zu einer gestörten Haut. Eine milde Reinigungslotion oder ein Reinigungsöl sind in den meisten Fällen die bessere Wahl.
2. Feuchtigkeit: Jede Haut, auch fettige, benötigt Feuchtigkeit, um ihre Barrierefunktion aufrechtzuerhalten. Eine gute Feuchtigkeitspflege liefert hydratisierende Inhaltsstoffe (wie Hyaluronsäure oder Glycerin) und schützende Lipide (wie Ceramide), um den Wasserverlust zu minimieren und die Haut geschmeidig zu halten. Die Textur – ob leichtes Fluid oder reichhaltige Creme – wird an den individuellen Hauttyp angepasst.
3. Sonnenschutz: Dies ist der wichtigste Schritt, auf den wir später noch detaillierter eingehen werden. Er ist die effektivste präventive Maßnahme gegen Hautalterung und Hautkrebs.
Die Frage, wo man diese Basisprodukte am besten kauft, ist für viele in Deutschland relevant. Die folgende Tabelle gibt eine Orientierung, basierend auf einer vergleichenden Analyse von Produktkategorien.
| Produkttyp | Apotheke | Drogeriemarkt (DM/Rossmann) | Empfehlung |
|---|---|---|---|
| pH-neutrale Reinigung | Medizinische Formulierungen | Große Auswahl, günstigere Optionen | Drogeriemarkt für Budget |
| Feuchtigkeitspflege | Spezialformulierungen | Breites Sortiment | Je nach Hautproblem |
| Sonnenschutz LSF 30+ | Höhere UVA-Filter | Gute Alltagsprodukte | Apotheke für empfindliche Haut |
Gesicht ist nicht gleich Körper: Warum Ihre Bodylotion nichts im Gesicht zu suchen hat (und umgekehrt)
Es mag verlockend sein, in Eile zur Bodylotion zu greifen und sie auch im Gesicht zu verwenden. Doch dieser scheinbar harmlose Akt kann für Ihre Gesichtshaut problematisch sein. Die Haut im Gesicht und am Körper hat fundamental unterschiedliche Strukturen und Bedürfnisse. Die Gesichtshaut ist deutlich dünner, empfindlicher und besitzt eine wesentlich höhere Dichte an Talgdrüsen. Das macht sie anfälliger für verstopfte Poren und Unreinheiten.
Körperlotionen sind oft formuliert, um große, weniger empfindliche Hautareale zu pflegen, die tendenziell trockener sind. Sie enthalten häufig reichhaltigere, okklusivere Inhaltsstoffe wie Shea-Butter oder Mineralöle in höheren Konzentrationen. Während diese Inhaltsstoffe für trockene Beine eine Wohltat sind, können sie auf der feineren Gesichtshaut komedogen wirken, also die Poren verstopfen und zu Akne führen. Zudem haben Gesichtspflegeprodukte in der Regel eine höhere Konzentration an aktiven Wirkstoffen und sind auf einen spezifischen pH-Wert abgestimmt, der für das empfindliche Gleichgewicht der Gesichtshaut optimiert ist.
Umgekehrt ist es zwar nicht schädlich, eine teure Gesichtscreme für den Körper zu verwenden, aber es ist ineffizient und unwirtschaftlich. Spezifische Körperprobleme wie Keratosis Pilaris (Reibeisenhaut an den Armen) erfordern gezielte Formulierungen, beispielsweise mit Urea oder Salicylsäure, die in einer typischen Gesichtscreme nicht in der notwendigen Konzentration enthalten sind. Die goldene Regel lautet daher: Produkte sind für spezifische Körperregionen konzipiert. Die Verwendung einer Körperlotion im Gesicht ist ein häufiger Fehler, der eine ansonsten gute Pflegeroutine sabotieren kann.
Die beste Anti-Aging-Creme der Welt: Warum täglicher Sonnenschutz jede Luxuscreme schlägt
Die Kosmetikindustrie investiert Milliarden in die Entwicklung und Vermarktung von Anti-Aging-Cremes, die Falten reduzieren und die Haut verjüngen sollen. Doch die Wahrheit ist simpel und wissenschaftlich unumstößlich: Die wirksamste, wichtigste und kosteneffizienteste Anti-Aging-Maßnahme, die Sie ergreifen können, ist der tägliche und konsequente Gebrauch eines Breitbandspektrum-Sonnenschutzes mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30.
Etwa 80 % der sichtbaren Hautalterung – Falten, Pigmentflecken, Elastizitätsverlust – sind nicht auf den genetischen Alterungsprozess zurückzuführen, sondern auf die kumulative Schädigung durch UV-Strahlung, auch bekannt als Photoaging. Während UVB-Strahlen für den Sonnenbrand verantwortlich sind, dringen UVA-Strahlen tiefer in die Haut ein. Sie zerstören dort die Kollagen- und Elastinfasern, die für die Festigkeit und Spannkraft unserer Haut verantwortlich sind. Das Tückische: UVA-Strahlen sind das ganze Jahr über präsent, durchdringen Wolken und sogar Fensterglas.

Die Bedeutung des Sonnenschutzes geht jedoch weit über kosmetische Aspekte hinaus. Er ist die primäre Präventionsmaßnahme gegen Hautkrebs, dessen Inzidenz in Deutschland alarmierend hoch ist. Laut aktueller Prognose des Krebsregisters Schleswig-Holstein werden allein für 2024 rund 336.000 neue Hautkrebserkrankungen erwartet. Diese Zahl unterstreicht die dramatische Notwendigkeit, Sonnenschutz nicht als optionales Sommerprodukt, sondern als unverzichtbaren Bestandteil der täglichen Gesundheitsvorsorge zu betrachten. Keine Luxuscreme der Welt kann den Schaden reparieren, den konsequenter Sonnenschutz von vornherein verhindert.
Die Wahrheit über „unreine“ Haut: Warum es keine Frage der Hygiene ist und was wirklich hilft
Der Begriff „unreine Haut“ ist an sich schon irreführend. Er suggeriert, dass Pickel und Mitesser das Ergebnis mangelnder Sauberkeit seien. Dies führt oft zu einem Teufelskreis: Betroffene greifen zu immer aggressiveren Reinigungsprodukten, Peelings und Gesichtsbürsten in der Hoffnung, die Haut „sauberer“ zu bekommen. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Akne und Unreinheiten sind in den allermeisten Fällen keine Frage der Hygiene, sondern eine entzündliche Hauterkrankung, die durch ein komplexes Zusammenspiel von hormonellen Schwankungen, genetischer Veranlagung, übermäßiger Talgproduktion und einer Verhornungsstörung der Poren entsteht.
Übermäßiges Reinigen und Schrubben zerstört die natürliche Hautbarriere und stört das empfindliche Gleichgewicht des Hautmikrobioms. Die Haut verliert Feuchtigkeit, wird anfälliger für Reizungen und reagiert oft mit einer kompensatorischen, noch stärkeren Talgproduktion – das Problem verschlimmert sich. Insbesondere in Deutschland, wo die Auswahl an Pflegeprodukten in Drogeriemärkten riesig ist, beobachte ich in meiner Praxis häufig das Phänomen der „Überpflegung“.
Fallstudie: Das deutsche Phänomen der „Überpflegung“
Eine Reihe von Studien, die La Roche-Posay mit über 1200 Patienten durchführte, hat diesen Trend bestätigt. Die Ergebnisse zeigten, dass ein exzessiver Gebrauch verschiedenster Kosmetika die Diversität des Hautmikrobioms signifikant reduziert. Die Versuchung, ständig neue Produkte auszuprobieren, führt bei vielen zu einer gestörten Hautbarriere. Dies äußert sich nicht nur in Akne, sondern auch in Krankheitsbildern wie der perioralen Dermatitis, einem Ausschlag um den Mund, der klassischerweise durch zu viel Pflege ausgelöst wird.
Was wirklich hilft, ist eine minimalistische, beruhigende Routine: eine milde, pH-neutrale Reinigung, eine leichte, nicht-komedogene Feuchtigkeitspflege und, falls erforderlich, gezielte Wirkstoffe wie Salicylsäure oder Benzoylperoxid in niedriger Konzentration. Bei hartnäckigen Fällen ist der Gang zum Dermatologen unerlässlich, um die zugrundeliegenden Ursachen zu klären und eine adäquate Therapie einzuleiten.
„Heute scheint die Sonne nicht“: Warum dieser Gedanke der größte Fehler für Ihre Hautalterung ist
Einer der hartnäckigsten und gefährlichsten Mythen der Hautpflege ist der Glaube, dass Sonnenschutz nur an sonnigen Tagen am Strand oder im Sommerurlaub notwendig sei. Ein Blick aus dem Fenster an einem typisch deutschen grauen, bewölkten Tag genügt, und die Sonnencreme bleibt im Schrank. Dieser Gedanke ist ein fundamentaler Fehler mit langfristigen Konsequenzen für Ihre Hautgesundheit und -alterung.
Die schädliche UVA-Strahlung, der Hauptverursacher von Photoaging und ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung von Hautkrebs, wird von Wolken kaum abgeschwächt. Bis zu 80 % der UVA-Strahlen durchdringen eine dichte Wolkendecke. Das bedeutet, dass Ihre Haut auch an einem nebligen Novembertag oder während Sie im Auto zur Arbeit fahren, kontinuierlich einer alterungsbeschleunigenden Strahlendosis ausgesetzt ist. Dermatologen der MHH warnen, dass Wolken UV-Strahlung nur teilweise filtern und das Risiko daher oft unterschätzt wird.
Die einzige Möglichkeit, sich effektiv zu schützen, besteht darin, Sonnenschutz als eine tägliche, nicht verhandelbare Gewohnheit zu etablieren – 365 Tage im Jahr, unabhängig vom Wetter. Eine einfache und objektive Methode, die Notwendigkeit von Sonnenschutz zu beurteilen, ist der tägliche Blick auf den UV-Index. Dieser Index, der in den meisten Wetter-Apps verfügbar ist, beschreibt die erwartete Intensität der Sonnenstrahlung. Bereits ab einem UV-Index von 3 wird Sonnenschutz von Dermatologen dringend empfohlen. In Deutschland wird dieser Wert an den meisten Tagen des Jahres, auch im Frühling und Herbst, erreicht oder überschritten.
Ihr täglicher UV-Index-Check: Routine in 3 Schritten
- Morgens prüfen: Überprüfen Sie jeden Morgen den prognostizierten UV-Index für Ihren Standort in Ihrer Wetter-App oder auf der Website des Deutschen Wetterdienstes.
- Ab Index 3 handeln: Ist der UV-Index 3 oder höher, tragen Sie konsequent einen Breitbandspektrum-Sonnenschutz mit LSF 30 oder höher auf allen exponierten Hautpartien auf. Dies gilt auch bei bewölktem Himmel.
- Nachcremen bei Bedarf: Erneuern Sie den Schutz alle zwei Stunden, wenn Sie sich über einen längeren Zeitraum im Freien aufhalten, stark schwitzen oder schwimmen waren.
Das Wichtigste in Kürze
- Ihre Haut ist ein einzigartiges Ökosystem. Eine pauschale Produktempfehlung ist wissenschaftlich nicht haltbar; Individualität ist der Schlüssel.
- Wahre Schönheit kommt von innen: Die Darm-Haut-Achse belegt, dass Ernährung und Stressmanagement ebenso zur Hautpflege gehören wie Cremes.
- Täglicher, ganzjähriger Sonnenschutz ist die wirksamste Anti-Aging- und Gesundheitsstrategie und jeder Luxuscreme überlegen.
Sonnenschutz als Fundament: Wie Sie das richtige Produkt für den Alltag in Deutschland finden und es zur Gewohnheit machen
Nachdem wir die absolute Notwendigkeit des täglichen Sonnenschutzes etabliert haben, stellt sich die praktische Frage: Wie findet man das richtige Produkt für den Alltag und wie integriert man es nahtlos in die Morgenroutine? Die schwere, klebrige Sonnencreme aus dem Strandurlaub ist für die tägliche Anwendung unter dem Make-up meist ungeeignet. Glücklicherweise hat die Produktentwicklung hier in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht.
Für den täglichen Gebrauch in Deutschland sollten Sie nach einem Produkt suchen, das folgende Kriterien erfüllt:
- Breitbandspektrum-Schutz: Das Produkt muss sowohl vor UVB- als auch vor UVA-Strahlen schützen. Achten Sie auf das UVA-Logo (ein Kreis um das Kürzel „UVA“).
- Leichte Textur: Moderne Sonnenschutzmittel für das Gesicht sind oft als leichte Fluide, Gele oder Seren formuliert, die schnell einziehen, nicht fetten und keinen weißen Film (Weißeln) hinterlassen.
- Hoher LSF: Ein LSF von 30 ist das Minimum, LSF 50 oder 50+ bietet einen noch besseren Schutz, insbesondere für helle Hauttypen oder bei Verwendung von Wirkstoffen wie Retinoiden.
Der Schlüssel zur konsequenten Anwendung liegt darin, den Sonnenschutz zu einem festen Bestandteil Ihrer Morgenroutine zu machen. Eine effektive Methode ist das sogenannte „Habit Stacking“ (Gewohnheitskopplung). Tragen Sie den Sonnenschutz immer direkt nach einer bereits etablierten Gewohnheit auf, zum Beispiel direkt nach dem Zähneputzen. Platzieren Sie die Flasche direkt neben Ihrer Zahnbürste. Nach wenigen Wochen wird dieser Ablauf zu einem Automatismus, über den Sie nicht mehr nachdenken müssen.

Betrachten Sie Sonnenschutz nicht als eine lästige Pflicht, sondern als den letzten und wichtigsten Pflegeschritt am Morgen – ein tägliches Investment in die langfristige Gesundheit und das jugendliche Aussehen Ihrer Haut. Es ist die eine Handlung, die den größten Unterschied für die Zukunft Ihrer Haut macht.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Haut nicht als Problemzone, sondern als wertvolles Ökosystem zu betrachten. Ein bewusster, ganzheitlicher Ansatz, der auf den Säulen der Individualität, des Lebensstils und des konsequenten Schutzes ruht, ist der einzig nachhaltige Weg zu einer Haut, die wirklich Gesundheit ausstrahlt.
Häufige Fragen zur ganzheitlichen Hautgesundheit
Wie beeinflusst die Darm-Haut-Achse unreine Haut?
Studien zeigen, dass der Darm und die Haut über Immunzellen und Botenstoffe verbunden sind. Ein gestörtes Darmmikrobiom, verursacht durch Stress oder unausgewogene Ernährung, kann systemische Entzündungsprozesse im Körper auslösen, die sich direkt auf der Haut als Akne oder Ekzeme manifestieren können.
Welche Rolle spielen Milchprodukte bei Akne?
Einige wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Milchprodukte bei manchen Menschen Akne verschlimmern können. Es wird vermutet, dass sie den Insulinspiegel und bestimmte Wachstumsfaktoren (IGF-1) erhöhen, was wiederum die Talgproduktion und Entzündungsprozesse in der Haut fördern kann. Dies ist jedoch individuell sehr unterschiedlich.
Wann sollte ich zum Hautarzt gehen?
Sie sollten einen Dermatologen aufsuchen, wenn Ihre Hautprobleme länger als sechs Wochen andauern, sehr schmerzhaft sind oder Ihr seelisches Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Auch wenn rezeptfreie Produkte und eine angepasste Routine keine Besserung bringen, ist eine professionelle Diagnose unerlässlich. In Deutschland erhalten Sie eine Überweisung über Ihren Hausarzt oder können Termine bei vielen Praxen direkt, z.B. über Portale wie Doctolib, buchen.